Xinjiang / Ost-Turkestan

 

Das Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang oder Ost-Turkestan liegt im Nordwesten Chinas. Es macht etwa ein Sechstel der Gesamtfläche aus und ist viermal so groß wie Deutschland.

Der Großteil seiner Fläche sind Wüste und Hochgebirge. Die Taklamakan im Tarimbecken ist die zweitgrößte Sandwüste der Welt, doch die Oasen am Rande der Wüste sind außerordentlich fruchtbar. So fruchtbar, dass sie Obst, Gemüse und Baumwolle nach ganz China liefern.

Wie Funde von Mumien bezeugen, siedeln hier seit mehr als dreitausend Jahren Bauern. Die Geschichte spricht von Tocharer, einem indogermanischen Volk, das vermutlich um 1500 v. Chr. die Taklamakan-Wüste erreichte. Alte chinesische Quellen erwähnen das Volk der Gushi oder Jushi; auch Sogdier waren hier, eine iranische Volksgruppe, dann die Hunnen. Später gehörte das Land zum Großreich der Göktürken. Im Jahre 744 sagten sich die Uiguren, ein Zusammenschluss verschiedener indoeuropäischer, turkstämmiger und mongolischer Volksgruppen aus dem Göktürkenreich los und gründeten das Uigurische Khaganat, das sich im Osten bis in die heutige Mongolei erstreckte. Im 9. Jh. wurden sie dort von den Kirgisen vertrieben und zogen sich wieder weiter nach Westen zurück, vor allem ins Tarimbecken.

Zu dieser Zeit führte bereits die Seidenstraße durch Ost-Turkestan. Schon Herodot berichtete im 5. Jh. v.Chr. über Handelswege, die von Griechenland über Persien und Zentralasien nach China führten.

Während der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) hatten die chinesischen Kaiser in der Region Außenposten errichtet und auch in der Tang-Dynastie (7.-10. Jh.) besaßen sie hier erheblichen Einfluss. Aber erobert wurde das Land erst im 18. Jh., endgültig erst 1877. Wenn China also behauptet, schon immer ein Anrecht auf dieses Land gehabt zu haben, so entspricht das nicht ganz der historischen Wahrheit.

Später gewann auch die Sowjetunion großen Einfluss. 1933/34 und 1944-49 waren die Uiguren als Republik Ost Turkestan selbstständig (für Details siehe [1]). 1949 besetzte die Volksbefreiungsarmee das Land und es wurde ein Teil der Volksrepublik China.  Seit 1955 ist es ein Autonomes Gebiet.

Schon seit damals wurden Han-Chinesen nach Westen umgesiedelt, um die Wirtschaft voranzutreiben und Bodenschätze abzubauen. Heute machen die Uiguren nur noch knapp die Hälfte der Bevölkerung aus und werden mehr und mehr in ihren Rechten beschnitten und an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Die Bestimmungen der Verfassung und die Autonomiegesetze werden nicht eingehalten, so dass Ungerechtigkeiten und Diskriminierung gelegentlich zu sozialen Unruhen führen. Anstatt eine friedliche Lösung zu suchen und die Uiguren am wirtschaftlichen Fortschritt und Wohlstand teilhaben zu lassen, werden seit einiger Zeit „Anti-Terror-Gesetze“ erlassen, die Polizei und Geheimdiensten praktisch uneingeschränkte Macht gibt und die uigurischen Bevölkerung immer mehr verunsichert und gegen sich aufbringt.


[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Second_East_Turkestan_Republic

und

Forbes, Andrew D. W.: Warlords and Muslims in Chinese Central Asia: a political history of Republican Sinkiang 1911–1949. xvi, 376 pp. Cambridge, etc.: Cambridge University Press, 1986